Sie spricht mittels fragiler lyrischer Partituren das „Gewicht der Welt“ in all seinen Erscheinungsformen (Gesellschaftskritik, Alltag, Geschichte, Innerseelisches, Körperhaftigkeit, Schreiben, Reisen) an, um sich nachdrücklich (eine Nachdrücklichkeit, die aus einer Zartheit im Umgang mit den Dingen heraus entsteht) zu positionieren.
Petra Ganglbauer
Und wenn man es so liest, ist Sophie Reyer eine Vorschreiberin der Kunstform der Twitteratur. In binnen reichen ihre poetische Gedankenfragmente meist nicht über mehr als zwei Zeilen hinaus. Andere Wortfelder sind dagegen länger, sie erstrecken sich über sieben, acht, oder neun Zeilen und werden im Querformat über die ganze Seitenbreite gezogen. Was diese lyrischen Miniaturen gemein haben, ist eine extreme Verknappung, Dichtung im eigentlichen Sinn. Damit schafft Reyer Bilder, klare, scharfe Eindrücke. binnen ist gegliedert in die Zyklen, Reise (außen), Trip (innen) und Netz (spinnen) drei zeitgenössischen österreichischen Autorinnen widmet: Margret Kreidl, Olga Flor, Petra Ganglbauer. Die drei Kapitel arbeiten mit einer Reduktion auf die Themenfelder Schreiben, Schauen, Stadt, Armut, Schmerz, Kindheit und den Wortserien Blick, Schlaf, Schreiben, Sommer, Erinnern, Fahrtwind. Das Bildnerische und das Musikalische kann man zu Reyers Haupt-Motivquellen zählen.
(…)
Ich höre meine Texte immer innerlich, höre sie durch, trimme sie so, dass die einzelnen Worte lautlich wie auch rhythmisch zusammen passen. Aber man darf sich nicht zum Sklaven der Technik machen. Sonst werden die Texte zu „gerade“, zu „gebaut“, zu „konstruiert“.
Sophie Reyer
/ Matthias Hagedorn, KuNo
- Baby Blue Eyes von Sophie Reyer, Ritter Literatur, 2008
- binnen von Sophie Reyer, Leykam Verlag, 2010.
- flug (spuren) von Sophie Reyer, edition keiper, 2012
- MARIAS von Sophie Reyer, Ritter Literatur, 2013
- die gezirpte Zeit, von Sophie Reyer. Neue Lyrik aus Österreich Band 2., 64 Seiten, 12 x 19 cm, franz. Broschur. 1. Auflage 2013